Landesgartenschau 2027: Wels bewirbt sich
Vorbereitungs- und Planungsarbeiten sowie Konzepterstellung können ab sofort beginnen. Dafür sind mehrjährige organisatorische und abstimmungstechnische Maßnahmen (vor allem zwischen Stadt und Land) erforderlich. Zudem sind beim laufenden Projekt Erweiterung Volksgarten/Traunuferpark allfällige Änderungen durch die beabsichtigte Landesgartenschau zu berücksichtigen.
Daher soll ein eigenes Projekt samt Team eingerichtet werden. Neben der Einbeziehung aller Parteien erscheint eine Einbindung der Marktgemeinde Thalheim – Stichwort Reinberg – sowie der städtischen Unternehmen Messe Wels, Wels Marketing & Touristik und Welios sinnvoll.
Hintergrund
In Zeiten steigender Temperaturen gewinnt das Thema Garten- und Parkanlagen insbesondere in Städten einen immer höheren Stellenwert bei der Bevölkerung. Grünanlagen werden zunehmend nicht nur als Aufenthaltsraum für Freizeitaktivitäten wahrgenommen, sondern auch als Orte zur Abkühlung der Stadt insgesamt. Die grüne und blaue Infrastruktur gewinnen daher stetig an Bedeutung.
Oberösterreich führt seit 1997 an verschiedenen Standorten Landesgartenschauen durch. Mit diesem Konzept nimmt das Land eine Vorreiterrolle im Bereich der österreichischen Gartenkultur ein. Die bisherigen Austragungsorte waren Krenglbach, Gmunden, Bad Hall, Vöcklabruck, Bad Schallerbach, Ansfelden, Bad Ischl, Kremsmünster, Aigen-Schlägl, Wilhering und heuer Wolfsegg am Hausruck, 2025 ist bereits an Schärding vergeben. Bei einer erfolgreichen Bewerbung für 2027 würde Wels also die insgesamt 13. Landesgartenschau ausrichten.
Gebiet
Dafür gibt es bereits eine Konzeptidee samt Themenschwerpunkten, auch das mögliche Austragungsgebiet ist bereits abgegrenzt. Kernareal der Landesgartenschau soll der dann fertige erweiterte Volksgarten beziehungsweise Traunuferpark sein. Wie berichtet, sollen am Messegelände Ost sowie in Teilen des Messegeländes West die bestehenden Messehallen abgerissen und die Böden entsiegelt werden. Ziel ist es, die dadurch neu entstehenden Flächen dem bestehenden Volksgarten zuzuordnen und einen völlig neuen Naherholungs- und Parkraum entlang der Traun zu schaffen.
Der erweiterte Volksgarten/Traunuferpark soll mit dem in Thalheim liegenden und seit 1942 im Eigentum der Stadt Wels befindlichen Naherholungsgebiet Reinberg und dem städtischen Tiergarten (Stadtpark 1) einen großteils eintrittsfreien gemeindeübergreifenden Grünbereich bilden. Dieser macht den Traunfluss als verbindendes Element für die Bevölkerung optimal nutzbar und schafft mitten in der Stadt ein breites Spektrum an Freizeit- und Familienaktivitäten sowie Ruheoasen.
Dieses Gesamtgelände sowie die historischen Gärten der Innenstadt – insbesondere Burggarten und Zwinger – sollen für die Landesgartenschau 2027 adaptiert und attraktiviert werden. Der vorgesehene thematische Schwerpunkt „Natur – Kraft – Energie“ legt auch eine Einbeziehung des räumlich ideal gelegenen Welios in Form einer Sonderausstellung nahe. Das Welser Science Center sowie der erweiterte Volksgarten/Traunuferpark sind als Bezahlzone vorgesehen. Für Tiergarten, Reinberg, Burggarten und Zwinger als „Außenfenster“ der Landesgartenschau 2027 soll der Eintritt frei bleiben.
Konzept
Wörtlich heißt es im nun beschlossenen Gemeinderats-Antrag: „Die Landesgartenschau soll einen besonderen Fokus auf die Aufwertung der Parkanlagen in einem urbanen Umfeld legen. Dabei geht es einerseits um die ökologische Bedeutung von Grünzonen, aber auch um den Einfluss der Grünzonen auf das Mikroklima und in der Folge auf die Lebensbedingungen für Menschen in einer Stadt.
Beleuchtet werden soll auch der Kreislauf beginnend bei einem Augebiet in unmittelbarer Nähe zu einem Fluss bis zu einem hochfrequentierten versiegelten Messegelände und zurück zu einer entsiegelten Park- und Grünfläche unter Einbindung der Traun. Wesentlich dabei ist auch aufzuzeigen, (…) wie durch die Entsiegelung von Flächen die natürliche Vielfalt sowie die ökologische Funktionsfähigkeit von Naturräumen wiederhergestellt werden kann.
Aus den oben beschriebenen Schwerpunkten ist auch erkennbar, dass (…) auch die energetische Kraft, die Menschen beim Besuch von Parkanlagen schöpfen, eine wesentliche Rolle spielen soll. Damit verbunden ist aber auch die Darstellung der Kraft, die von Klimaereignissen – wie beispielsweise Wind, Sonne, Regen etc. – ausgeht, und wie wir diese Kraft für uns zur Herstellung von Energie nützen können. Dabei soll das Welios als Science Center (…) eine wesentliche Rolle spielen.
In diesem Kontext soll die Landesgartenschau Wels fachlich qualitative, aktuelle und innovative, gärtnerische, freiraumplanerische und städtebauliche Inhalte präsentieren. Auch dabei soll die Frage, wie zukünftig Gärten bei Berücksichtigung der klimatischen Veränderung anzulegen sind, beleuchtet werden. Die Landesgartenschau wird daher (im Falle einer erfolgreichen Bewerbung, Anm.) in bewährter Weise Gärten zum Anfassen und Nachmachen bieten.
Daneben soll die Landesgartenschau dazu einladen, Natur zu erleben, die Gärten und Parkanlagen zu genießen und in diesen als gesamte Familie zu verweilen. Möglich ist es im Rahmen der Landesgartenschau auch, den Tiergarten Wels als Programmpunkt einzubinden, um für die ganze Familie ein attraktives Programm bieten zu können. Ergänzt werden soll dies durch ein attraktives und hochkarätiges Veranstaltungsprogramm. Die Landesgartenschau will Interessierte zusammenbringen, Impulse setzen und damit zur Innovationenvernetzung beitragen.“
Finanzierung
Die Landesgartenschau 2027 wäre mit einem großen touristischen Impuls für die Stadt Wels verbunden und würde zu einer wesentlichen Imagesteigerung der Stadt beitragen. Üblicherweise beginnen diese Veranstaltungen im Frühjahr (ab Mitte bis Ende April) und enden im Herbst (Mitte September bis Anfang Oktober). Für die letztendlich an Bad Ischl vergebene – und daher in Wels nicht durchgeführte – Landesgartenschau 2015 hatte die Stadt in der Bewerbung im Jahr 2006 Errichtungskosten von rund 8,2 Mio. Euro und Durchführungskosten von ca. 2,8 Mio. Euro angesetzt.
Für die geplante Landesgartenschau 2027 ist anzunehmen, dass ein Teil der Kosten für die Errichtung aus dem Projekt Erweiterung Volksgarten/Traunuferpark abgedeckt werden kann. Das Land hat dafür bereits Sonder-Bedarfszuweisungs-Mittel zugesagt. Darüber hinaus werden aber zusätzliche Mittel für die spezifischen Einrichtungen und Erfordernisse der Landesgartenschau 2027 anfallen. Synergien sind durch die Einbindung der umliegenden Hallen samt Gastro-Angeboten zu erwarten.
Die von der Stadt Wels zu tragenden Kosten für das Projekt Erweiterung Volksgarten/Traunuferpark werden sich auf rund 12 bis 15 Mio. Euro belaufen. Für die Landesgartenschau 2027 wären – unter Einbindung des Welios – wahrscheinlich weitere rund 8 bis 10 Mio. Euro erforderlich. Die Finanzierung erfolgt aus dem investiven Haushalt der Stadt Wels. Das Land Oberösterreich sollte sich an den Gesamtkosten – wie bisher bei Landesgartenschauen – mit rund 66 bis 75 Prozent beteiligen.
Zitate
Bürgermeister Dr. Andreas Rabl: „Die Ausrichtung der Landesgartenschau in Wels ist mit vielen Chancen verbunden. Ein Zuschlag bedeutet eine enorme Imagesteigerung für unsere Stadt. Eine Landesgartenschau ist ein Besuchermagnet und würde so Wels auch als Tourismusdestination positionieren. Wir würden die dadurch entstehenden neuen Gestaltungsmöglichkeiten für unsere Parkanlagen nutzen und so langfristige und strukturverbessernde Maßnahmen auf den Weg bringen. Die Landesgartenschau wäre in Wels in guten Händen.“
Vizebürgermeisterin Christa Raggl-Mühlberger: „Landesgartenschauen bringen Grün in das Leben einer Stadt und schaffen Räume für Erholung und Lebensqualität. Sie sind nicht nur ein Event über ein halbes Jahr, sondern am Ende steht auch eine nachhaltige Steigerung der Lebens- und Umweltqualität für alle Bürger.“
Stadtrat Dr. Martin Oberndorfer: „Die Landesgartenschau wäre das ‚Tüpfelchen auf dem i‘ für den neuen Volksgarten und ein zündender Turbo für dessen touristische Erschließung. Auch das Welios würde durch die thematische Einbindung und die angedachte Erneuerung der Ausstellung stark profitieren. Der Bestand dieser wichtigen Bildungseinrichtung wäre damit für viele weitere Jahre gesichert.“
Bildhinweis: Stadt Wels (bei Nennung Abdruck honorarfrei).